Du bist top motiviert, hast eine Idee für einen tollen Podcast und möchtest jetzt so richtig loslegen. Das einzige, was deiner kreativen Arbeit jetzt noch ein wenig im Weg steht, ist die Frage nach dem ‚Womit‘. In diesem Artikel helfe ich dir dabei, den richtigen Einstieg für dich und dein Budget zu finden. Ich habe bereits vielen Menschen beim Einstieg in die Welt des Podcastings geholfen. Vielleicht kann ich dir mit meinen Erfahrungen ebenfalls unter die Arme greifen. Bist du bereit? Dann lass uns loslegen 😉
Womit nehme ich einen Podcast auf? Um einen Podcast in einer sehr guten Qualität aufzunehmen, eignet sich ein dynamisches oder Kondensator Großmembran Mikrofon am besten. Angeschlossen wird es per USB oder an einem Audio Interface (XLR). Für die Aufnahme und Bearbeitung sind kostenfreie Programme i.d.R. ausreichend.
Die Welt der Mikrofone, Interfaces, Aufnahmeprogramme etc. ist mittlerweile riesig, sodass man schnell den Überblick verlieren kann. Im Folgenden erfährst du, wie du je nach Budget deinen persönlichen, perfekten Einstieg findest, damit dein Podcast nicht nur inhaltlich top wird, sondern auch mit einer Qualität überzeugt, die deine Zuhörer lieben werden. Springen wir also direkt in die Details 😉
Inhaltsverzeichnis
Das richtige Mikrofon für dein Budget
Eine der ersten (und auch wichtigsten) Fragen ist, welches Mikrofon für einen Podcast gut geeignet ist. Grundsätzlich habe ich diese Frage bereits in meinem ausführlichen Artikel Welches Mikrofon für Podcast oder Gesang? beantwortet. Hier möchte ich dir noch einmal kurz und bündig erklären, welche Mikrofonarten für Podcasts sehr gut geeignet sind und welche Mikrofone für verschiedene Budgets konkret infrage kommen.
Für Sprachaufnahmen allgemein, dazu zählen z.B. auch Gesangsaufnahmen, werden sehr gerne Großmembranmikrofone verwendet. Vereinfacht gesagt hat das damit zu tun, dass diese Mikrofone meist vergleichsweise empfindlich sind und mit einem hohen Dynamikumfang daherkommen, wodurch die Stimme sehr umfassend, warm und klar eingefangen wird. Des Weiteren erzeugen Großmembraner kaum ein Eigenrauschen, was ebenfalls ein gewaltiger Pluspunkt ist, wann immer die Stimme im Fokus steht.
Ebenfalls erwähnenswert ist der so genannte Nahbesprechungseffekt, bei dem der Sprecher aus einer sehr kurzen Distanz (ca. 10cm und weniger) in das Mikrofon spricht. Dadurch klingt die Aufnahme sehr kräftig und voll wie im Radio. Ob man diesen meist sehr basslastigen Effekt möchte, ist letztendlich Geschmackssache. Manche Podcaster – oder allgemein Sprecher – möchten diesen Effekt ausdrücklich haben, während andere ihn unter allen Umständen vermeiden wollen.
Folgende Mikrofone (+ ggf. Audio Interfaces) sind für Podcasts sehr gut geeignet:
- Bis ca. 200€ Budget: Für etwa 150€ bekommst du ein RODE NT-USB. Das ist ein Großmembraner mit einer integrierten Soundkarte. Dadurch wird kein weiteres Equipment benötigt. Das Mikrofon wird einfach per USB mit dem PC oder Mac verbunden – das war’s. Das Mikrofon ist daher eine sehr gute All-in-One-Lösung und auch für Podcasts bestens geeignet. Allerdings bist du dann an den Anschluss per USB gebunden. Eine klanglich bessere, vor allem aber flexiblere Lösung erhältst du mit einem Mikrofon mit XLR-Anschluss und einem guten Audio Interface. Das kostet natürlich etwas mehr und ist auch eher etwas für Fortgeschrittene. Auch mit einem USB-Mikrofon wie dem RODE NT-USB kannst du qualitativ hochwertige Podcasts produzieren.
- Bis ca. 300€ Budget: Auf lange Sicht flexibler bleibst du, wenn du Mikrofon und Soundkarte (Audio Interface) getrennt voneinander wählst. Dadurch lassen sich einzelne Komponenten einfacher austauschen und auch qualitativ haben Mikrofone mit XLR-Anschluss i.d.R. die Nase vorne. Ein sehr gutes, dynamisches Mikrofon für ca. 160€ ist das RODE Procaster. Ebenfalls für ca. 160€ gibt es das Kondensatormikrofon RODE NT1-A (hier zu meinem Erfahrungsbericht). Welche Mikrofonart für dich die bessere ist, erkläre ich dir mit einfachen Worten im nächsten Abschnitt. Für beide Mikrofone benötigst du ein passendes Audio Interface, das im Budget bis 300€ bereits eingerechnet ist. Absolut empfehlenswert ist z.B. das Steinberg UR22 für ca. 150€.
- Bis ca. 500€ Budget: Ein absoluter Klassiker im Bereich Broadcast und Gesang ist das Shure SM7B für ca. 360€. Dieses Mikrofon ist preislich natürlich schon eher etwas für den fortgeschrittenen Anwender. Es wird von sehr vielen Podcastern, Streamern, Sängern und auch für Radioproduktionen gerne genommen – eben überall da, wo Sprachaufnahmen im Fokus stehen. Auch für dieses Mikrofon ist das Audio Interface Steinberg UR22 gut geeignet. Diese Kombination kann ich empfehlen, wenn du bereits Erfahrungen im Bereich Podcasting hast und dich klanglich (z.B. von einem Anfängersetup) deutlich verbessern möchtest, du einen genauen Plan für die Weiterentwicklung deines Podcasts hast und so etwas wie ein Premium-Setup suchst. Ebenfalls empfehlen kann ich beides, wenn Geld keine Rolle spielt 😉
Der Erfolg deines Podcasts ist natürlich nicht abhängig vom Wert deines Equipments 😉 Allerdings ist es ratsam, von vornherein richtig anzufangen, damit du auch auf lange Sicht Freude an deinem Equipment hast. Hier gilt die alte Technikerweisheit „Wer billig kauft, kauft zweimal“. Mit den genannten Mikrofonen kannst du sehr hochwertig produzieren. Welches Mikrofon jetzt genau infrage kommt, ist abhängig von deinem aktuellen Standpunkt. Suchst du einen günstigen Einstieg oder ein auf lange Sicht flexibles Setup?
Tipp: Großmembranmikrofone sind für Sprachaufnahmen besonders gut geeignet, sofern es die Aufnahmebedingungen zulassen (siehe dazu auch den nächsten Absatz). Die Stimme wird sehr voll, warm und dennoch klar eingefangen. Außerdem liefern sie sehr rauscharme Aufnahmen. Abhängig von den Aufnahmebedingungen können Kondensator oder dynamische Mikrofone sinnvoll sein.
Dynamisches Mikrofon oder Kondensator Mikrofon? Eine einfache Antwort
Im vorherigen Abschnitt habe ich die dynamischen Mikrofone RODE Procaster und Shure SM7B sowie das Kondensatormikrofon RODE NT1-A erwähnt. Diese Mikrofone sind für Sprachaufnahmen wie z.B. Podcasts sehr gut geeignet. Aber wo liegen jetzt der Unterschiede bzw. Vor- und Nachteile? Aus dieser scheinbar simplen Frage kann man einen wissenschaftlichen Vortrag mit anschließender Podiumsdiskussion anzetteln und sich dennoch über den Ausgang streiten 🙂
Daher hier nur in knappen Worten, welche Überlegungen für dich in der Praxis relevant sind. Auf der Seite des Herstellers Neumann kannst du weitere Informationen nachlesen, sofern du das möchtest (dynamisches Mikrofon | Kondensatormikrofon).
Welche Mikrofonart, also dynamisch oder Kondensator, für dich besser ist, lässt du am besten dein Vorhaben sowie deinen Aufnahmeraum entscheiden 🙂 Warum sage ich das so?
Kondensatormikrofone sind üblicherweise sehr empfindlich. Sie fangen dadurch aber eben auch nicht nur deine Stimme exzellent ein, sondern auch alle anderen Geräusche innerhalb und, unter gewissen Umständen, auch außerhalb deines Aufnahmeraumes. Das Ticken einer Uhr an der gegenüberliegenden Wand ist kein Problem für ein Kondensator Großmembraner. Ebenso wenig ein vorbeifahrendes Auto (selbstverständlich bei geschlossenem Fenster), Tastaturanschläge, Mausklicks, das Knarzen eines Stuhls und natürlich der größte Feind einer sauberen Aufnahme: Raumhall. Siehe dazu auch meinen Artikel 3 Tipps im Umgang mit Hall: Mikrofon, Raum & Software.
Mit anderen Worten: Wenn du einen ruhigen Raum mit wenig Hall zur Verfügung hast und du dich während der Aufnahme nicht viel bewegen oder auf dem Schreibtisch hantieren musst, kannst du bedenkenlos zu einem Kondensatormikrofon greifen. Ich nutze für alle meine Sprachaufnahmen und Videos schon seit über 10 Jahren ein und dasselbe RODE NT1-A und war nie unzufrieden. Mir persönlich gefallen Kondenatormikrofone auch einfach besser. Aber das ist ein anderes Thema, denn ich nehme nicht nur Podcasts auf 😉 Zum RODE NT1-A habe ich bereits einen ausführlichen Test-/Erfahrungsbericht verfasst, den du hier findest.
Wenn du allerdings nicht die besten Aufnahmebedingungen hast und / oder du während der Aufnahme sehr viel am Schreibtisch hantieren musst (z.B. Dokumente in papierform bewegen, schreiben, klicken usw.), ist ein dynamisches Mikrofon für dich sehr wahrscheinlich die bessere Wahl. Diese können durch ihre Charakteristik und durch die Tatsache, dass sie weniger empfindlich sind, besser mit Störgeräuschen umgehen. Im Nahbereich nehmen sie deine Stimme wunderbar voll und warm auf, fangen Umgebungsgeräusche aber deutlich weniger ein.
Tipp: Sowohl dynamische als auch Kondensator Mikrofone liefern tolle Sprachaufnahmen. Daher kommen beide Mikrofonarten für solche Aufnahmen regelmäßig zum Einsatz. Vereinfacht gesagt sind Kondensator Großmembraner besser geeignet, wenn man die Aufnahme unter nahezu Studiobedingungen (ruhige Umgebung, kaum Störgeräusche, wenig Raumhall) durchführen kann. Dynamische Mikrofone haben die Nase vorne, wenn dem nicht so ist.
Das richtige Audio Interface für dein Mikrofon
Ein Audio Interface benötigst du, wenn du dich für ein Mikrofon mit XLR-Anschluss entscheidest. Das Interface besitzt einen solchen Anschluss und fungiert ebenfalls als Soundkarte. Es ist praktisch das Verbindungsstück zwischen Mikrofon und PC / Mac. Ich kann dir drei Interfaces empfehlen, die für Sprachaufnahmen wie Podcasts gut geeignet sind. Welche das sind, warum sie gut geeignet sind und worauf du grundsätzlich achten solltest, beschreibe ich im Folgenden.
Folgende Interfaces sind empfehlenswert:
- Focusrite Scarlett 2i2 (ca. 150€)
- Steinberg UR22C (ca. 150€)
- Behringer U-Phoria UMC204HD (ca. 100€)
Diese drei Interfaces sind absolut empfehlenswert. Du wirst mit einem der weiter oben genannten Mikrofone in Verbindung mit einem dieser drei Interfaces sehr gute Sprachaufnahmen erzielen. Das Steinberg UR22 war bei mir etliche Jahre im Einsatz. Das Behringer UMC204HD ist der kleine Bruder des UMC404HD, welches ich ebenfalls seit einigen Jahren regelmäßig nutze. Dieses hat 2 Eingänge mehr, was für Podcasts i.d.R. irrelevant ist. Möchtest du einen Podcast mit mehreren Personen (und Mikrofonen) aufnehmen, kannst du dir auch meinen ausführlichen Artikel zu diesem Thema durchlesen. Da gibt es nämlich durchaus ein paar Dinge zu beachten.
Die Interfaces unterscheiden sich vor allem hinsichtlich der mitgelieferten Software. Das sind meistens abgespeckte Versionen der großen Hersteller solcher Aufnahmeprogramme, die sich dann kostengünstig upgraden lassen. Das Focusrite kommt z.B. mit Ableton und einigen zusätzlichen Plugins, beim Steinberg ist Cubase AI dabei und das Behringer kommt ohne Software, wodurch es auch etwas günstiger ist.
Meiner Meinung nach ist eine große DAW (Digital Audio Workstation) wie Cubase, Logic, Studio One usw. für die Produktion eines Podcasts nicht nötig – fast schon völlig übertrieben 😉 Diese Programme sind für große Projekte mit vielen verschiedenen Spuren gedacht, wie z.B. für Musikproduktionen. Bei einem Podcast hat man in der Regel nur eine Spur für die Sprache und vielleicht eine weitere für ein Intro, eine Bridge oder einen Einspieler.
Das kann man ganz locker mit kostenfreier Software umsetzen, die abgesehen von den Anschaffungskosten noch einen weiteren Vorteil haben: Sie sind weniger umfangreich und damit auch deutlich einfacher zu bedienen. Das soll aber nicht heißen, dass man für Podcasts auf keinen Fall eine der großen Profitools nutzen sollte. Wenn du dich da reinfuchsen und einige der wirklich sehr guten Plugins nutzen möchtest, dann mach das. Nötig ist es allerdings nicht und nur darum ging es mir bei meinen Ausführungen 😉
Die richtige Software für die Aufnahme und Bearbeitung
Wie ich bereits geschrieben habe, sind die großen, namhaften Aufnahmeprogramme für die Produktion eines Podcasts nicht notwendig. Kostenlos und mit allen, für einen Podcast notwendigen, Funktionen ausgestattet geht es z.B. mit Audacity. Zur Aufnahme und Bearbeitung einer Sprachaufnahme mit Audacity habe ich bereits einige Artikel und Videos veröffentlicht – z.B. im Artikel Audacity: Stimme hervorheben, klarer machen und voller klingen lassen. In diesem Artikel findest du auch ein Video verlinkt, in dem ich die einzelnen Schritte vormache und erkläre. Dieses Video verlinke ich dir auch noch einmal an dieser Stelle.
Sowohl in diesem Video als auch in meinem Artikel Audacity: 5 kostenlose Plugins, die deinen Podcast verbessern, zeige ich dir ein paar kostenlose Plugins, die die Arbeit mit Audacity noch etwas vereinfachen und den Funktionsumfang der mitgelieferten Plugins sinnvoll ergänzen. Mit diesen Plugins kannst du alles umsetzen, was für die Bearbeitung einer Sprachaufnahme nötig ist.
Tipp: Für die Aufnahme und Bearbeitung eines Podcasts sind kostenfreie Programme wie Audacity völlig ausreichend. Sämtliche Funktionen, die deine Sprachaufnahme qualitativ auf ein sehr hohes Niveau bringen, sind enthalten.
Bessere Aufnahmen mit einem guten Kopfhörer
Mit einem guten Kopfhörer wird deine Aufnahme noch besser. Warum ist das so? Wenn du dich während der Aufnahme über einen Kopfhörer selbst hörst, kannst du deutlich besser nachvollziehen, wie deine fertige Aufnahme klingen wird. Und zwar nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich. Du hörst z.B. ob der Abstand zum Mikrofon gut gewählt ist. Bist du zu weit weg, klingt deine Stimme dünner. Bist du zu nah dran, ist die Aufnahme eventuell zu „fett“, also sehr basslastig. Außerdem hörst du kleine Versprecher oder auch Störgeräusche sofort raus und kannst entsprechend reagieren.
Empfehlenswert ist ein guter, geschlossener Studiokopfhörer. Damit bist du von Geräuschen von außen sehr gut „abgeschirmt“ und kannst dich somit voll und ganz auf deine Stimme konzentrieren. Ein guter Studiokopfhörer ermöglicht dir außerdem eine sehr gute Nachbearbeitung, weil er deine Aufnahme so wiedergibt wie sie ist. Bei günstigen Kopfhörern ist die Wiedergabe häufig weniger neutral, z.B. zu basslastig. Das verfälscht die unbearbeitete Aufnahme und führt dann auch zu einer falschen, oder zumindest wenig präzisen, Nachbearbeitung.
Ein sehr guter, geschlossener Studiokopfhörer ist z.B. der Beyerdynamic DT 770 Pro (250 Ohm).
Meine Empfehlung für einen guten Start und längerer Freude beim Aufnehmen
An dieser Stelle möchte ich dir noch eines meiner persönlichen Setups vorstellen, mit dem ich bereits seit Jahren ganz unterschiedliche Formate, darunter auch Podcasts, produziert habe. Natürlich sind die Anschaffungskosten erst einmal höher als bei einem ganz billigen Einstieg. Allerdings bist du damit auch von Anfang an und auf lange Sicht gut aufgestellt, kannst einzelne Komponenten austauschen und dein Setup perspektivisch erweitern. Es kommt eben drauf an, ob du ernsthaft und auf lange Sicht in hoher Qualität aufnehmen, bearbeiten und dich schrittweise immer weiter verbessern möchtest oder ob es bei zwei Aufnahmen bleibt und die Technik anschließend im Regal verstaubt 😉
- Mikrofon: RODE NT1-A (Test-/Erfahrungsbericht hier lesen)
- Audio Interface: Steinberg UR22
- Kopfhörer: Beyerdynamic DT 770 Pro (250 Ohm)
- Aufnahmeprogramm: Audacity
Tipp: Wenn dein Raum sehr hallig ist oder Störgeräusche nicht vermieden werden können (Klimaanlage, viel befahrene Straße, laute Nachbarn etc.), ist das dynamische RODE Procaster eventuell besser für dich geeignet. Schau dir dazu auch noch mal den Abschnitt „Dynamisches Mikrofon oder Kondensator Mikrofon? Eine einfache Antwort“ weiter oben in diesem Artikel an. Eine Alternative zum Procaster ist das Shure SM7B. Das würde ich dir allerdings nur empfehlen, wenn du schon (viel) Erfahrung mitbringst oder Geld keine Rolle spielt 😉